Arabien entdeckt das Land des ewigen Frühlings

par Thomas Kadelbach

Thomas Kadelbach, né en 1979. Après des études d'histoire et littérature française à Angers, Fribourg et Madrid, il collabore au projet de recherche FNS Les relations culturelles internationales de la Suisse, 1945-1990. Thèse de doctorat sur Pro Helvetia et l'image de la Suisse à l'étranger. Actuellement collaborateur scientifique à l'Université de Neuchâtel.
, Thomas Kadelbach, born in 1979. Studied history and French literature in Angers, Fribourg and Madrid. Research assistant in the SNSF research project Switzerland's International Cultural Relations, 1945-1990. PhD thesis on Pro Helvetia and the image of Switzerland abroad. Currently scientific collaborator at the University of Neuchâtel.

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Im Oktober 1977 berichtet ein Journalist der saudiarabischen Zeitung Al-Gezirah ausführlich von den Erlebnissen während seiner vom Politischen Departement organisierten Reise in die Schweiz. Der Artikel bezeichnet die Schweiz in seinem Titel als ein Land des ewigen Frühlings und stellt eine eigentliche Lobeshymne auf die helvetischen Landschaften dar: Die Schweiz ist das grüne Herz des grünen Europas. [In ihrem Anblick] werden Sie zum Poet und verfassen die schönsten Gedichte voller Zärtlichkeit und jugendlicher Gefühle. Sie werden zum Liebhaber aller schönen Dinge in dieser Welt. Beim Betrachten der prächtigen Seen und der grünen Berge sind Ihre Sinne voller Optimismus.

Der Autor dieser Zeilen weilt während einer Woche in der Schweiz, zusammen mit anderen Medienschaffenden aus der arabischen Halbinsel. Das Besuchsprogramm legt den Schwerpunkt auf touristische Sehenswürdigkeiten und die Industrieproduktion. Die meisten Programmpunkte stehen im Einklang mit den Prioritäten der Schweizer Informationspolitik in den arabischen Ländern, die zu diesem Zeitpunkt weitgehend von wirtschaftlichen und touristischen Interessen geprägt ist. Die wenigen über die Schweiz auf Arabisch veröffentlichten Bücher, zum Beispiel die von der Schweizer Verkehrszentrale verbreitete Broschüre All about Switzerland, vermitteln ein touristisches Bild des Landes. Ähnliche Prioritäten bestimmen das arabische Programm des Kurzwellendienstes der SRG. Während der zweiten Hälfte der sechziger Jahre erzählt eine Sendereihe die Geschichte von Heidi und bestätigt das Klischee einer idyllischen und ländlichen Schweiz.

In den Tätigkeiten von Pro Helvetia spielen die arabischen Länder nur eine unbedeutende Rolle. Bis in die 1970er Jahre organisiert die Stiftung in den arabischen Ländern nur punktuell Veranstaltungen im Bereich der angewandten Kunst.

Die Eindrücke der 1977 eingeladenen arabischen Journalisten bestätigen die bereits bestehenden und von der Tourismuswerbung immer wieder erneuerten Stereotype. In dem von der Zeitung Al-Gezirah veröffentlichten Artikel erreicht die typische Verklärung der helvetischen Zustände eine schon fast dichterische Qualität: Jede Stadt befindet sich am Ufer eines Sees von bewundernswerter Schönheit und ist von einer Reihe der grossartigsten Berge umgeben, wo das Wasser der Bäche durch die Täler spaziert wie verliebte junge Mädchen, die der Kälte der Einsamkeit entfliehen, um sich in die Arme der Zärtlichkeit und der Liebe zu werfen.

Die Reiseberichte der arabischen Journalisten machen den Unterschied deutlich, der in der Wahrnehmung der Schweiz zwischen den westlichen Ländern und denjenigen eines anderen Kulturraumes besteht. Während politisch umstrittene Fragen wie das Bankgeheimnis und die Neutralität in den 1960er und 1970er Jahren einen wesentlichen Teil der Informationspolitik gegenüber den Industrienationen ausmachen, bleibt das Bild einer zeitlosen und idyllischen Schweiz in den geografisch weiter entfernten Gebieten weitgehend intakt. Die politische Aktualität mit ihren Problemen kommt in dem für die nicht westlichen Länder bestimmten Informationsmaterial kaum je zur Sprache. (tk)

Archivbestände
BAR E9510.6 1991/51, Bd. 207

medias

Heidi lernt arabisch

Heidi lernt arabisch. Während der zweiten Hälfte der 1960er Jahre verbreitet der Kurzwellendienst der SRG in seinem arabischsprachigen Programm die Geschichte von Heidi.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Schweizer Kunsthandwerk in Ägypten

Im arabischen Raum verbreitet Pro Helvetia oft ein traditionelles und zeitloses Bild der Schweiz, das auf die gängigsten Vorurteile zurückgreift. 1986 organisiert die Kulturstiftung eine Kunsthandwerkausstellung in Ägypten.

Schweizerische Nationalbibliothek, Plakatsammlung

Eine Plakatausstellung in Beirut

Bis in die 1980er Jahren sind die arabischen Länder praktisch inexistent auf der Karte der Schweizer Kulturpolitik im Ausland. Die wenigen Projekte von Pro Helvetia betreffen den Bereich der angewandten Kunst. 1953 findet in Beirut eine Plakatausstellung statt.

Bundesarchiv E 9510.6 1991/51, Bd. 321

"Le Maghreb vu par les peintres suisses"

1982 organisiert Pro Helvetia zum ersten Mal eine Kunstausstellung in einem arabischen Land. Dabei handelt es sich um eine dokumentarisch ausgerichtete Ausstellung, die unter dem Titel Le Maghreb vu par les peintres suisses dem Bild des Orients in der Schweizer Malerei gewidmet ist. Die Ausstellung umfasst unter anderem Werke von Frank Buchser (1828-1890), der 1860 als Maler an einer spanischen Militärexpedition in Marokko teilnimmt.

Frank Buchser, Strand in der Nähe von Tanger, um 1880

Kunstmuseum Solothurn

neu

Der „zweite Weg“ für die Dritte Welt

1970 bis 2000

Ethnographische Museen nehmen ihrem Wesen gemäss an den Kulturbeziehungen eines Landes teil.

Die Auslandschweizer im Dienst der kulturellen Ausstrahlung

1916 bis 1976

Lange ist die Schweiz ein Auswanderungsland, das seine Bewohner in Zeiten wirtschaftlicher Schwier

Die Schweizerische UNESCO-Kommission: ein Instrument der Kulturbeziehungen

1949 bis 2016

Mit ihrem Beitritt zur UNESCO fügt sich die Schweiz nicht nur in eine Spezialorganisation der UNO

Rousseau Swiss Made

1945 bis 1968

Mit Vorliebe nutzt ihn die Schweizer Kulturdiplomatie, um das Bild der alpinen Idylle, der Schweiz

Ein Einblick in die Schweizer Kultur in Japan

1950 bis 1970

In Japan stehen Buchausstellungen hoch im Kurs, und die Schweizer Verlage nehmen in den 1950er und

Ein junger Historiker durchdenkt die kulturelle Ausstrahlung der Schweiz

1946

Pro Helvetia wird 1939 gegründet, um einen Beitrag an die kulturelle Selbstbehauptung zu leisten.

Architekten zeichnen die Pläne der ersten Kulturbeziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

1945

Nach dem Krieg ist die Frage der Kulturbeziehungen mit Deutschland ein offizielles Tabu.

Die Anfänge des Schweizer Pavillons an der Cité internationale universitaire

1925 bis 1933

Der Schweizer Pavillon an der Cité internationale universitaire von Paris befindet sich  an der Sc

Pro Helvetia, Männer... und Frauen!

1939 bis 2012

Pro Helvetia besteht vor allem aus einem Stiftungsrat mit 25 Mitgliedern und einem ständigen Sekre

Kultur und Bildung für den Frieden

1946

„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert