Die Anfänge des Schweizer Pavillons an der Cité internationale universitaire

par Matthieu Gillabert

Matthieu Gillabert est historien et collaborateur au Domaine d’histoire contemporaine de l’Université de Fribourg. Après avoir défendu sa thèse sur la diplomatie culturelle suisse (Dans les coulisses de la diplomatie culturelle suisse, Alphil, 2013), il mène actuellement ses recherches sur les échanges culturels Est-Ouest pendant la guerre froide et sur les mobilités étudiantes francophones après 1945.
, Matthieu Gillabert is collaborator at the Domaine d’histoire contemporaine (University of Fribourg, Switzerland). His doctoral thesis was published under the title Dans les coulisses de la diplomatie culturelle suisse (Alphil, 2013) and he actually conducts some research on the East-West cultural exchanges during the Cold War and on the students’ mobility in the Francophonie after 1945.

Der Schweizer Pavillon an der Cité internationale universitaire von Paris befindet sich  an der Schnittstelle zwischen Kultur- und Wissenschaftsdiplomatie. Im Ausland ist er einer der ersten fixen Orte für die Verbreitung der Schweizer Kultur.

In pazifistischen Periode, die auf den Ersten Weltkrieg folgt, wird 1925 auf Initiative des Geschäftsmanns und Philanthropen Emile Deutsch de la Meurthe und des Ministers André Honnorat die Cité internationale universitaire gegründet. Mehrere Länder nehmen am Projekt teil. Vierzehn Länderpavillons (Kanada, Belgien, Argentinien, usw.) sind vor der Eröffnung des Schweizer Pavillons am 7. Juli 1933 bereits errichtet.

Mehrere Entwicklungen verstecken sich hinter der Absicht, in der damals stark wachsenden Cité Schweizer Präsenz zu markieren. Die Mitglieder der Schweizer Gemeinde von Paris, die sich um die Union suisse de propagande patriotique gruppieren, wollen verhindern, gegenüber den Bürgern der Länder, die sich bereits für die Cité internationale entschieden haben, ins Hintertreffen zu geraten. Das Vorhaben, einen Schweizer Pavillon zu errichten, findet in der Schweiz in der Person des Mathematikprofessors Karl Rudolf Fueter einen wichtigen Fürsprecher. Dieser bildet ein zentrales Komitee für die finanzielle Mittelbeschaffung. Dem ehemaligen Rektor der Universität Zürich geht es weniger um die Schweizer Präsenz als um eine Wohnmöglichkeit für die an den verschiedenen Pariser Universitäten eingeschriebenen Schweizer Studenten. Zwischen 1920 und 1927 hat sich ihre Zahl von 27 auf 242 erhöht. Am 11. Februar beschliesst der Bundesrat, die Schirmherrschaft des Projekts zu übernehmen, aber die Realisierung wird erst 1930 in die Hand genommen.

Die Wahl von Le Corbusier für die Verwirklichung des Pavillons erfolgt im Verborgenen, unter Umgehung der Gesandtschaft, die sich eher für einen Wettbewerb unter den in Paris lebenden Schweizer Architekten ausspricht. Fueter, Architekten wie Karl Moser sowie der Bankier Raoul La Roche, ein Freund des Architekten aus La Chaux-de-Fonds und ein wichtiger Gönner, unterstützen Le Corbusier erfolgreich. Der Schweizer Pavillon verkörpert damit einen der wenigen Schweizer Behördenaufträge an den Architekten.

Erwartungsgemäss stösst das Gebäude bei seiner Eröffnung in Anwesenheit des Präsidenten der Republik Albert Lebrun, aber in Abwesenheit des Bundesrats, auf geteilte Zustimmung. Giuseppe Motta hat sich lediglich für den Spatenstich nach Paris begeben, zwei Jahre zuvor, 1931. Einige wenige Stimmen sehen im Gebäude ein architektonisch kühnes Werk, für die meisten aber – unter ihnen die wichtigsten Westschweizer Tageszeitungen – ist es ein Skandal. Die Redaktion der Gazette de Lausanne greift eine Formulierung von Le Corbusier auf und spricht von einer „abscheulichen Wohnmaschine, welche die Schweiz lächerlich macht“ (La Gazette de Lausanne, 11.7.1933). Der Genfer Architekt Alexander von Senger greift das Projekt in seinem Pamphlet Le cheval de Troie du bolchévisme (Biel, Ed. du Chandelier, 1931) heftig an. Er kritisiert nicht nur das Gebäude von Le Corbusier in scharfen Tönen – der Architekt soll auf die Kritik „Le cheval, c’est moi“ geantwortet haben – sondern als Ganzes auch die neue, industrielle und insbesondere vom Werkbund geförderte Architektur.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs findet der vom Walliser Kunstkritiker Pierre Courthion geleitete Pavillon rasch zu einer konstanten Aktivität. Jährlich empfängt er ungefähr hundert Studenten und organisiert in regelmässiger Folge kulturelle Veranstaltungen wie Vorträge und Theateraufführungen. (mg)

Archivbestände

BAR, E 2001 (D), 1000/1553/251

Literaturverzeichnis

Zaknic Ivan, Le Corbusier: Pavillon Suisse. Biographie d’un bâtiment, Basel/Boston/Berlin, Birkhäuser, 2004.

medias

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1933

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1930
Photo : Olivier Martin-Gambier
© FLC/Prolitteris, 2015 Tous droits réservés. Sans autorisation, la reproduction ainsi que toute utilisation des œuvres autre que la consultation individuelle et privée sont interdites.

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1933

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1930
Photo : Olivier Martin-Gambier
© FLC/Prolitteris, 2015 Tous droits réservés. Sans autorisation, la reproduction ainsi que toute utilisation des œuvres autre que la consultation individuelle et privée sont interdites.

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1933

Pavillon Suisse, Cité Internationale Universitaire, Paris, 1930
Photo : Olivier Martin-Gambier
© FLC/Prolitteris, 2015 Tous droits réservés. Sans autorisation, la reproduction ainsi que toute utilisation des œuvres autre que la consultation individuelle et privée sont interdites.

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