Eine literarische Schweiz
Die Verbreitung der Schweizer Literatur im Ausland ist von Anfang an Bestandteil der Tätigkeit von Pro Helvetia. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts nimmt die Förderung des literarischen Schaffens einen immer wichtigeren Platz ein.
Literatur und Buch sind an der kulturellen Präsenz der Schweiz im Ausland in vielfältiger Weise beteiligt und verdeutlichen deren unterschiedliche Dimensionen. Besonders in der Informationspolitik, im Bereich der Übersetzungen, in der Kulturförderung und in Austauschprogrammen spielen sie eine zentrale Rolle.
In den ersten Jahren ihrer Tätigkeit betrachtet Pro Helvetia das Buch hauptsächlich als Informationsmittel, um dem ausländischen Publikum die Schweiz und ihre Besonderheiten näherzubringen. In der Literatur bleibt es bei der englischen Übersetzung einiger Klassiker der Schweizer Literatur des 19. Jahrhunderts, die ein zeitloses Bild des Landes zeichnen. Zu diesen in der Nachkriegszeit übersetzten Büchern gehören Werke von Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller. 1951 richtet Pro Helvetia erstmals jährliche Werkbeiträge an Schriftsteller der verschiedenen Sprachregionen aus und fördert das zeitgenössische Literaturschaffen erstmals direkt.
In der Kulturaussenpolitik spielen die lebenden Autoren allerdings erst ab den 1970er Jahren eine gewisse Rolle, insbesondere durch ihre Beteiligung an Austauschprogrammen und Lesungen. In der Geschichte von Pro Helvetia sind Lese- und Vortragstourneen eine relativ späte Erscheinung und werden erst zu diesem Zeitpunkt zu einem Teil der kulturellen Auslandpräsenz. Gleichzeitig beteiligt sich die Kulturstiftung am Aufbau von Strukturen, die nicht nur den Bekanntheitsgrad der Schweizer Literatur fördern, sondern auch direkt den Autoren zugutekommen. So findet der Austausch von Schriftstellerdelegationen mit dem Ausland Eingang in das Tätigkeitsprogramm von Pro Helvetia.
Für die Wahrnehmung der Schweiz im Ausland spielt die Literatur ähnlich wie der Film in vielen Fällen eine kritische Rolle und hinterfragt die nationalen Mythen. 1956 lehnt Pro Helvetia einen Unterstützungsbeitrag für eine Pariser Aufführung des Werkes Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt ab, das sie für unvereinbar mit den Schweizer Werten hält. Ab den 1970er Jahren hingegen unterstützt die Kulturstiftung den Export einer kritischen Literatur und leistet damit einen Beitrag an die Diskussion über das traditionelle nationale Selbstverständnis.
Bei den Übersetzungen ist zum gleichen Zeitpunkt eine Öffnung gegenüber nicht-westlichen Kulturräumen festzustellen, die insbesondere den literarischen Dialog zwischen der Schweiz und asiatischen Ländern fördert. Diese Tendenz findet derzeit in verschiedenen Austauschprogrammen zwischen der Schweiz, Osteuropa, China und Indien ihre Fortsetzung.