Pro Helvetia, Männer... und Frauen!

par Pauline Milani

Pauline Milani est historienne. Après une thèse sur la politique culturelle de la Suisse à l'étranger, elle travaille maintenant sur les artistes femmes du XIXème siècle. Elle enseigne à l'Université de Fribourg et à UniDistance.

Pro Helvetia besteht vor allem aus einem Stiftungsrat mit 25 Mitgliedern und einem ständigen Sekretariat, das im Verlauf der Zeit an Bedeutung gewinnt. 2012 kommt es, ausgelöst durch das neue Kulturförderungsgesetz, zu einer Reorganisation der Stiftung. Der Stiftungsrat wird auf neun Mitglieder reduziert.

Von 1939 bis 2011 gleicht Pro Helvetia einer ausserparlamentarischen Bundeskommission, mit 25 vom Bundesrat für eine Amtsdauer von vier Jahre bestimmten Mitgliedern. Ein Mitglied wird von der Regierung zum Präsidenten ernannt. Die Mitglieder des Stiftungsrates organisieren sich nach eigenem Ermessen in verschiedenen Arbeitsgruppen. Eine oder mehrere befassen sich mit den Fragen der kulturellen Ausstrahlung der Schweiz im Ausland. Neben der Eidgenössischen Kunstkommission und der Schweizer UNESCO-Kommission ist Pro Helvetia eine der wenigen Stellen, die sich auf Bundesebene mit den internationalen Kulturbeziehungen befassen.

Zwischen 1939 und 2009 werden 239 Personen in den Stiftungsrat von Pro Helvetia berufen. Unter ihnen findet man 50 Frauen. Lediglich 50? Es darf nicht vergessen werden, dass die Schweizer Frauen das Stimmrecht erst 1971 erhalten, obwohl die Bürger vier Mal im Jahr an die Urne gerufen sind. In einem Land, das die grossen Köpfe nicht schätzt, sind die bedeutenden Männer, und erst recht die bedeutenden Frauen, nicht zahlreich. So ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen, die im Verlauf der Zeit Pro Helvetia angehören, heute kaum bekannt sind. Wer könnte sich an Maria Trüeb, Berthe de Cérenville oder Michelle Cuénod-de Muralt erinnern? Die erste von ihnen, Mitglied von 1939 bis 1956, ist Journalistin in der Zeitschrift Die Schweizerin und engagiert sich für das Frauenstimmrecht in Luzern. Die zweite bleibt nur von 1939 bis 1943 im Stiftungsrat; sie leitet die Ecole Vinet in Lausanne. Die dritte, die Berte de Cérenville nachfolgt und bis 1952 Mitglied des Stiftungsrats bleibt, ist Vizepräsidentin des Bundes der schweizerischen Frauenorganisationen.

Bei genauem Hinschauen findet man unter den weiblichen Mitgliedern des Stiftungsrats zahlreiche „erste Frauen“. Irma Tschudi, Mitglied von 1956 bis 1960, ist die erste Frau mit einer Habilitation der Wirtschaftsfakultät der Universität Basel. Vérène Borsinger, Stiftungsrätin von 1956 bis 1965, ist die erste Schweizerin, die zur Richterin eines Strafgerichts gewählt wird, 1953 in Basel. Margrit Bigler-Eggenberger, die 1970 in den Stiftungsrat aufgenommen wird, ist 1974 die erste Bundesrichterin. Lise Girardin, die ebenfalls 1970 nominiert wird, ist 1968 die erste Genfer Stadtpräsidentin und 1971 die erste Schweizer Ständerätin.

Das Profil von Jeanne Hersch ist ebenso untypisch, aber vielleicht noch aussergewöhnlicher. Bei ihrer Ernennung zur Stiftungsrätin von Pro Helvetia 1960 geniesst die Philosophin bereits Anerkennung als moralische Autorität und erstrangige Intellektuelle, sowohl in der Schweiz wie im Ausland. Die Professorin an der Universität Genf unternimmt zahlreiche Reisen und engagiert sich ebenfalls im Mouvement fédéraliste européen. 1961 tritt  sie in die Schweizer UNESCO-Kommission ein. Im Januar 1966 wird sie zudem an die Spitze der neu geschaffenen Philosophie-Direktion der UNESCO in Paris berufen, wo sie bis 1968 bleibt.

Die meisten weiblichen Mitglieder des Stiftungsrats werden wegen ihrer Kontaktnetze nominiert. Alice Briod, Direktorin des Auslandschweizer-Sekretariats und Mitglied von Pro Helvetia von 1953 bis 1959, ist ein Beispiel, ebenso wie Hortense Anda-Bührle, Aktionärin von Oerlikon-Bührle und gleichzeitig reiche Mäzenin. Sie wird 1960 in den Stiftungsrat berufen und verlässt ihn 1970, in dem Jahr, in dem ihr Familienname aus einem Zufall des Kalenders heraus vom Skandal erreicht wird, in dessen Mittelpunkt ihr für Waffenlieferungen nach Südafrika und Nigeria verantwortlicher Bruder steht.

Erst in den 1990er Jahren sind künstlerisch tätige Frauen im Stiftungsrat von Pro Helvetia zu finden. Zu ihnen gehören Maryse Fuhrmann, Geigenbauerin und Leiterin der dezentralen Oper von Neuenburg, die Pro Helvetia von 1990 bis 2000 angehört, oder die Tänzerin und Choreographin Anne-Marie Parekh von 1993 bis 2004 und die Dirigentin Graziella Contratto von 2006 bis 2009.

Bis heute haben nur zwei Frauen die Stiftung präsidiert: die Solothurner Altständerätin Rosemarie Simmen von 1990 bis 1997, und Yvette Jaeggi, Altnationalrätin und ehemalige Stadtpräsidentin von Lausanne, von 1998 bis 2005. Hingegen hat bis jetzt noch keine Frau die Stiftung als Direktorin geleitet.

2012 wurde die Zahl der Stiftungsratsmitglieder von Pro Helvetia im Zug einer Reorganisation auf neun verringert, unter ihnen – drei Frauen! (pm)

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