Herbert Kublys neuer Name für Pro Helvetia
Die von Pro Helvetia und anderen Institutionen durchgeführten Reisen in die Schweiz berücksichtigen nicht nur Journalisten, sondern auch Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft. Zu den in den 1960er und 1970er Jahren empfangenen Gästen gehört der Publizist und Schriftsteller Herbert Kubly aus New Glarus im US-Bundesstaat Wisconsin, dessen Vorfahren im 19. Jahrhundert aus dem Kanton Glarus ausgewandert sind. Anfangs der 1950er Jahre sucht Kubly zum ersten Mal die Heimat seiner Familie auf und kehrt anschliessend wiederholt zurück. Seine helvetischen Erfahrungen finden Eingang in zwei in den USA veröffentlichte Bücher über die Schweiz. 1968 erhält Kubly von Pro Helvetia, der Schweizer Verkehrszentrale und der American Society for Friendship with Switzerland ein Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt im Land seiner Vorfahren. 1973 und 1977 reist der Publizist erneut in die Schweiz, um die Veränderungen seit seinem ersten Aufenthalt zu dokumentieren.
New Glarus, Kublys Herkunftsort, hat bis in die 1980er Jahre eine gewisse Bedeutung für die kulturelle Präsenz der Schweiz in den USA. Für die 1958 in Chicago organisierte Switzerland Week und die Ausstellung Hemisfair von 1968 in San Antonio konkurrieren die Folkloregruppen und Alphornbläser aus New Glarus mit denjenigen der Schweizer Kolonie in New York um die Teilnahme. 1969 unterstützt Pro Helvetia die Einrichtung einer Hall of History in New Glarus mit 10‘000 Franken, und in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wird in der Schweiz die Schaffung eines Schweizer Lehrstuhls an der Universität von Wisconsin diskutiert. 1981 schliesslich präsentiert die Koordinationskommission für die Präsenz der Schweiz im Ausland an einer Schweizer Woche in Houston eine von den Bewohnern von New Glarus für ihre Hall of History zusammengestellte Heidi-Ausstellung. Im historischen Museum von New Glarus folgt diese Veranstaltung auf eine von Pro Helvetia unterstützte Wilhelm Tell-Ausstellung.
Auch Herbert Kubly bereichert die kulturelle Präsenz der Schweiz in den USA. 1981 veröffentlicht das New Yorker Verlagshaus Stein and Day sein Buch Native’s return: an American of Swiss descent unmasks an enigmatic land and people, das die Reiseerlebnisse des Autors zusammenfasst. Die verschiedenen Kapitel des Buches werfen nicht nur einen kritischen Blick auf die Schweiz der 1960er und 1970er Jahre, sondern beschreiben auch auf amüsante Weise die Funktionsweise der mit dem Empfang ausländischer Gäste beauftragten Institutionen. In Kublys Erzählung wird Pro Helvetia in „PURS“ („Pour Une Renaissance Suisse“) umgetauft, während der Pressedienst des Politischen Departements nun „Confederation Information Bureau“ heisst. Die im Buch immer deutlicher zutage tretenden Rivalitäten und Gegensätze zwischen „PURS“ und dem „Confederation Information Bureau“ machen Kublys Aufenthalt in der Schweiz zu einer verwickelten Angelegenheit.
In seiner Beschreibung der Schweiz legt der Publizist den Schwerpunkt auf die zahlreichen Veränderungen, die in den 1970er Jahren die helvetischen Mythen und den Sonderfall infrage stellen. Kubly korrigiert das nur noch in New Glarus weiter bestehende traditionelle Bild des Alpenlandes. (tk)
Archivbestände
Pro Helvetia, Protokolle Gruppe I
Literaturhinweise
Kubly, Herbert: Switzerland, New York, Time Inc. 1964
Kubly, Herbert: Native’s return: an American of Swiss descent unmasks an enigmatic land and people, New York, Stein and Day 1981
Tschudy, Kim D.: The Swiss of New Glarus, Charleston, Arcadia Publishing 2007