Switzerland calling

par Thomas Kadelbach

Thomas Kadelbach, né en 1979. Après des études d'histoire et littérature française à Angers, Fribourg et Madrid, il collabore au projet de recherche FNS Les relations culturelles internationales de la Suisse, 1945-1990. Thèse de doctorat sur Pro Helvetia et l'image de la Suisse à l'étranger. Actuellement collaborateur scientifique à l'Université de Neuchâtel.
, Thomas Kadelbach, born in 1979. Studied history and French literature in Angers, Fribourg and Madrid. Research assistant in the SNSF research project Switzerland's International Cultural Relations, 1945-1990. PhD thesis on Pro Helvetia and the image of Switzerland abroad. Currently scientific collaborator at the University of Neuchâtel.

radio
Entkolonialisierung
Kalter Krieg
Afrika
Lateinamerika
Arabische Länder
Demokratie
Neutralität
Tourismus

In der Mediengeschichte ist das Radio das erste Kommunikationsmittel, das es erlaubt, in Echtzeit ein zahlreiches und geografisch weit verstreutes Publikum zu erreichen. Insbesondere die neuen Übertragungsmöglichkeiten im Bereich der Kurzwelle sichern dem Radio vom Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre einen zentralen Platz in der Informations- und Kulturpolitik im Ausland.

In der Schweiz fällt das Radio in den Kompetenzbereich der 1931 gegründeten Schweizerischen Radiogesellschaft SRG, deren Aufgaben von einem Mandat des Bundes geregelt werden. Das Zeitalter der Kurzwelle beginnt 1932 mit Radio-Nations, dem Sender des Völkerbundes in Genf. Dieser dient zeitweise als Relaisstation für die Übertragung von Programmen für die Schweizerkolonien in Nord- und Südamerika. Im April 1938 bewilligt das Parlament ein Projekt zum Bau eines Kurzwellensenders in Schwarzenburg, der im Sommer 1939 in Betrieb genommen und für die Ausstrahlung von Sendungen in Richtung der beiden amerikanischen Kontinente eingesetzt wird. Sendungen auf Englisch, Spanisch und Portugiesisch ergänzen das in den drei Landessprachen ausgestrahlte Programm.

Während der Nachkriegszeit unterstützt der Kurzwellendienst der SRG die Integration der Schweiz in die neue internationale Ordnung und spielt eine wichtige Rolle in der Verbreitung des Leitgedankens „Neutralität und Solidarität“. Die technischen Möglichkeiten der Kurzwelle werden oft eingesetzt, um auf das humanitäre Engagement der Schweiz und ihren Einsatz für den Frieden hinzuweisen. So stellt der Kurzwellendienst 1956 während des Ungarnaufstandes im Auftrag des IKRK die unterbrochenen Verbindungen mit dem nationalen Roten Kreuz wieder her und beteiligt sich an einer Hilfskampagne. Der Kurzwellendienst wird international als Stimme eines neutralen Landes wahrgenommen und geniesst daher während des Kalten Krieges eine hohe Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig steht er im Dienst der Tourismuswerbung und der Interessen der Exportindustrie, insbesondere in Übersee.

1964 erweitert der Kurzwellendienst sein Programm und produziert zum ersten Mal Sendungen für das französischsprachige Afrika und die arabischen Länder. Diese Ausweitung der Schweizer Radiogeografie ist das Resultat der veränderten internationalen Situation, geprägt von der Entkolonialisierung in Afrika und Asien. Das Radio stellt ein wichtiges Mittel dar, um einen Kontakt mit den Eliten der neuen Länder herzustellen. Sendungen über die direkte Demokratie, die Sprachenvielfalt und den Föderalismus machen aus den traditionellen Elementen der Schweizer Identität Exportprodukte für die postkoloniale Welt. Gleichzeitig bereitet der Kurzwellendienst das Terrain für die wirtschaftliche Erschliessung der neuen Räume vor.

Die Ausweitung der Programme ist verbunden mit dem Aufbau eines Transkriptionsdienstes, an dem auch die Stiftung Pro Helvetia beteiligt ist. Die Zusammenarbeit mit lokalen Radiosendern in Nord- und Südamerika erlaubt er, ein grösseres Publikum zu erreichen. Ende der 1960er Jahre finanziert die Kulturstiftung verschiedene für ausländische Hörer bestimmte Folkloresendungen.

1978 setzt der Schweizer Kurzwellendienst seine Informations- und Werbepolitik unter dem Namen Radio Schweiz International fort. Das Ende des Kalten Krieges und die Entwicklung der neuen Kommunikationsmittel beschleunigen allerdings den Niedergang der Kurzwelle. 1999 geht die Ära des Senders von Schwarzenburg zu Ende, und die auf ein internationales Publikum ausgerichtete Internetplattform Swissinfo tritt an die Stelle der Radiowellen. (tk)

Archivbestände
E 2001 (E), Dossiers i.A.15.42.11.1

Literaturhinweise
Drack, Markus T. (Hrsg.): Radio und Fernsehen in der Schweiz: Geschichte der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft SRG bis 1958, Baden, Verlag hier + jetzt 2000
Mäusli, Theo; Stegmeier, Andreas (Hrsg.): Radio und Fernsehen in der Schweiz: Geschichte der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG 1958-1983, Baden, Verlag hier + jetzt 2006

medias

Die Sendestation Schwarzenburg

Im Sommer 1939 geht der Kurzwellendienst der SRG in Betrieb. Der Sender befindet sich in Schwarzenburg, in der Nähe von Bern.

Foto : 50 Jahre Radio Schweiz International : 1935-1985, Bern 1985, S. 37 

Paul Borsinger

Der Journalist Paul Borsinger ist der erste Direktor des Schweizer Kurzwellendiensts. Er tritt 1951 zurück.

Foto: 50 Jahre Radio Schweiz International: 1935-1985, Bern 1985, S. 37 

Die "Schweizerspende"

In der Nachkriegszeit unterstützt der Kurzwellendienst die Bemühungen der offiziellen Stellen, dem ausländischen Publikum das Bild einer solidarischen Schweiz zu vermitteln. Anfangs der 1950er Jahre würdigt der französische General Jean de Lattre de Tassigny das humanitäre Engagement der Schweiz.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Die Schweiz des Roten Kreuzes

Anlässlich des Welttages des Roten Kreuzes strahlt der Kurzwellendienst am 8. Mai 1971 in seinem spanischsprachigen Programm eine Sondersendung über die Genfer Institution aus.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Die Schweiz der Berge

1976 strahlt der Kurzwellendienst in seinem Programm Dateline ein Interview mit dem Psychologen Adolf Guggenbühl aus. Dieser äussert sich zur Bedeutung der Alpen für den Schweizer Nationalcharakter.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Eine neutrale Schweiz

In den 1970er Jahren sendet das englischsprachige Programm des Kurzwellendiensts das Programm Dateline, das verschiedene Aspekte der Schweizer Realität vorstellt, vom Tourismus über die Kultur bis zur Politik. 1975 erläutert der Politologe und Historiker Daniel Frei den ausländischen Hörern die Geschichte und die Rechtfertigung der Schweizer Neutralität. Frei ist der Autor verschiedener Bücher über die Neutralität. Einige von ihnen werden von Pro Helvetia im Ausland verbreitet.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

"A Landsgemeinde do cantão de Glaris"

Das portugiesischsprachige Programm des Kurzwellendienstes verbreitet meist ein touristisches Bild der Schweiz. Im Mai 1973 stellt es den Kanton Glarus mit seiner berühmten Landsgemeinde vor.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Das Land der Sprachen

Wie andere Akteure der Informationspolitik legt auch der Kurzwellendienst besonderen Wert auf das friedliche Zusammenleben verschiedener Sprachregionen in der Schweiz.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Eine humanitäre Schweiz

Immer wieder beleuchtet der Kurzwellendienst der SRG die Tätigkeiten des IKRK. Im Mai 1955 moderiert Paul Borsinger eine Sondersendung, die anlässlich des Welttages des Roten Kreuzes ausgestrahlt wird.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

Arthur Honegger als Botschafter der Schweizer Musik

Im 20. Jahrhundert ist der Komponist Arthur Honegger einer der wichtigsten Kulturbotschafter der Schweiz im Bereich der Musik. 1955 würdigt der Schweizer Kurzwellendienst sein Werk.

Archiv Swissinfo, in Zusammenarbeit mit Memoriav

neu

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