Amerikanische Besucher der Nachkriegszeit

par Thomas Kadelbach

Thomas Kadelbach, né en 1979. Après des études d'histoire et littérature française à Angers, Fribourg et Madrid, il collabore au projet de recherche FNS Les relations culturelles internationales de la Suisse, 1945-1990. Thèse de doctorat sur Pro Helvetia et l'image de la Suisse à l'étranger. Actuellement collaborateur scientifique à l'Université de Neuchâtel.
, Thomas Kadelbach, born in 1979. Studied history and French literature in Angers, Fribourg and Madrid. Research assistant in the SNSF research project Switzerland's International Cultural Relations, 1945-1990. PhD thesis on Pro Helvetia and the image of Switzerland abroad. Currently scientific collaborator at the University of Neuchâtel.

Reise
Zweiter Weltkrieg
USA
Alpen
Neutralität
Tourismus

In der Nachkriegszeit ist die Reise in die Schweiz eine amerikanische Angelegenheit. Zwischen 1945 und 1947 besuchen über 300‘000 in Italien, Deutschland und Frankreich stationierte G.I.‘s im Rahmen der United Stations Leave Action das Alpenland. Das Unternehmen ermöglicht es nicht nur den Schweizer Hoteliers, ihre zu diesem Zeitpunkt leer stehenden Häuser zu füllen, sondern erweist sich auch als effiziente Werbeaktion für das Bild der Schweiz in den USA. Die Reiseerlebnisse der Soldaten finden Eingang in Artikel und Bücher und werden über den Kurzwellensender der SRG verbreitet, der den Gästen zur Übermittlung ihrer Grüsse zur Verfügung gestellt wird. 1950 schliesslich macht die von der Praesens AG produzierte Filmkomödie Swiss Tour die Urlaubsreisen der US-Soldaten zu einem Kinoerlebnis. Der Film bemüht die gängigen Schweizer Klischees zu den Berglandschaften, der ländlichen Idylle und der technische Präzisionsarbeit. Gleichzeitig festigt er den Mythos der Schwesterrepubliken und der immerwährenden Freundschaft zwischen der „ältesten“ und der „grössten“ Demokratie der Welt.

In einer ähnlichen Charmeoffensive bemühen sich die Bundesbehörden nach dem Ende des Krieges, Medienschaffende aus den USA in die Schweiz einzuladen. Am 1. Juni 1946 treffen elf amerikanische Journalisten in Basel ein und absolvieren anschliessend ein Besuchsprogramm, das neben politischen Gesprächen zahlreiche touristische Ausflüge umfasst. Trotz der grossen Bedeutung dieser Reise für die offizielle Schweiz bleibt das Resultat wegen zahlreicher Missgeschicke hinter den Erwartungen zurück. In Lugano werden die Journalisten von einem Mitunterzeichner der Erklärung der 200 empfangen, die 1940 die Anpassung der Schweiz an das von den Achsenmächten dominierte Europa forderte. Angesichts der Not in den Nachbarländern stossen auch die Diners in Nobelhotels auf wenig Begeisterung. In den von den amerikanischen Journalisten nach ihrer Rückkehr veröffentlichten Artikeln kommen diese Negativpunkte deutlich zum Ausdruck. In einem von der Zeitung The New York Sun am 11. Juni 1946 veröffentlichten Artikel veranschaulichen die gut genährten Mastschweine im Kanton Bern den Kontrast zwischen dem Schweizer Überfluss und dem europäischen Elend.

Während der Nachkriegszeit greift auch die 1946 in New York von Schweizer Unternehmen gegründete American Society for Friendship with Switzerland zur Reise in die Schweiz, um ihre Lobbyarbeit zu verstärken. 1949 organisiert sie an über tausend amerikanischen High Schools einen Wettbewerb und belohnt den besten Aufsatz über ein Schweizer Thema mit einem Flugticket der Swissair. Als Preise winken ebenfalls mehrere Schweizer Uhren. Die vorgeschlagenen Aufsatzthemen stehen im Einklang mit den Prioritäten der Schweizer Propaganda in den USA und beziehen sich auf die Neutralität, die Geschichte der Schweizer Demokratie, die Verwandtschaft zwischen dem politischen System der Schweiz und der USA und die kulturellen Errungenschaften des Alpenlandes. (tk)

Archivbestände
BAR E2001(E) 1968/78, Vol. 52
AFS E2200.52 8, Vol. 6

Literaturhinweise
Hauser, Claude: Heidi et les G.I.'s : une rencontre sur l'Alpe et ses enjeux pour la Suisse de l'immédiat après-guerre, in : Valsangiacomo Nelly (Hrsg.), Les Alpes et la guerre : fonctions et images, Lugano, Casagrande 2007, S. 331-350

medias

Win a trip to Switzerland

Die American Society for Friendship with Switzerland wird 1945 von Schweizer Unternehmen in New York gegründet. In der Nachkriegszeit organisiert die Vereinigung im Rahmen ihrer Lobbyarbeit Wettbewerbe an den amerikanischen High Schools.

Bundesarchiv E 2200.52 1000/615, Bd. 6

"Swiss Tour"

1949 produziert die Praesens den Film Swiss Tour, der dem Aufenthalt der amerikanischen Soldaten in der Schweiz gewidmet ist.

Archiv Praesens Film

Der helvetische Überfluss

Artikel in der Zeitung The New York Sun, 11.6.1946. Die Berner Mastschweine sind besser genährt als die Bewohner der vom Krieg verwüsteten Länder Europas.

Bundesarchiv E 2001 (E) 1968/78, Bd. 52

Our leave in Switzerland

1945 gibt ein von Gottlieb Duttweiler zusammengestelltes Redaktionskomitee ein Erinnerungsbuch für die in der Schweiz empfangenen amerikanischen Soldaten heraus. Das Buch Our leave in Switzerland betont den Widerstand der Schweiz gegen Nazideutschland und ist ein hervorragendes Propagandamittel.

Schweizerische Nationalbibliothek

neu

Der „zweite Weg“ für die Dritte Welt

1970 bis 2000

Ethnographische Museen nehmen ihrem Wesen gemäss an den Kulturbeziehungen eines Landes teil.

Die Auslandschweizer im Dienst der kulturellen Ausstrahlung

1916 bis 1976

Lange ist die Schweiz ein Auswanderungsland, das seine Bewohner in Zeiten wirtschaftlicher Schwier

Die Schweizerische UNESCO-Kommission: ein Instrument der Kulturbeziehungen

1949 bis 2016

Mit ihrem Beitritt zur UNESCO fügt sich die Schweiz nicht nur in eine Spezialorganisation der UNO

Rousseau Swiss Made

1945 bis 1968

Mit Vorliebe nutzt ihn die Schweizer Kulturdiplomatie, um das Bild der alpinen Idylle, der Schweiz

Ein Einblick in die Schweizer Kultur in Japan

1950 bis 1970

In Japan stehen Buchausstellungen hoch im Kurs, und die Schweizer Verlage nehmen in den 1950er und

Ein junger Historiker durchdenkt die kulturelle Ausstrahlung der Schweiz

1946

Pro Helvetia wird 1939 gegründet, um einen Beitrag an die kulturelle Selbstbehauptung zu leisten.

Architekten zeichnen die Pläne der ersten Kulturbeziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

1945

Nach dem Krieg ist die Frage der Kulturbeziehungen mit Deutschland ein offizielles Tabu.

Die Anfänge des Schweizer Pavillons an der Cité internationale universitaire

1925 bis 1933

Der Schweizer Pavillon an der Cité internationale universitaire von Paris befindet sich  an der Sc

Pro Helvetia, Männer... und Frauen!

1939 bis 2012

Pro Helvetia besteht vor allem aus einem Stiftungsrat mit 25 Mitgliedern und einem ständigen Sekre

Kultur und Bildung für den Frieden

1946

„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert