Dokumentarfilme

par Thomas Kadelbach

Thomas Kadelbach, né en 1979. Après des études d'histoire et littérature française à Angers, Fribourg et Madrid, il collabore au projet de recherche FNS Les relations culturelles internationales de la Suisse, 1945-1990. Thèse de doctorat sur Pro Helvetia et l'image de la Suisse à l'étranger. Actuellement collaborateur scientifique à l'Université de Neuchâtel.
, Thomas Kadelbach, born in 1979. Studied history and French literature in Angers, Fribourg and Madrid. Research assistant in the SNSF research project Switzerland's International Cultural Relations, 1945-1990. PhD thesis on Pro Helvetia and the image of Switzerland abroad. Currently scientific collaborator at the University of Neuchâtel.

film
Dokumentarfilm
Alpen
Demokratie
Neutralität

In einem Brief an das Politische Departement verweist der Schweizer Botschafter in Indien 1972 auf ein grundlegendes Problem der Informationspolitik im Gastland. Mit welchem Mittel können fünfhundert Millionen Menschen erreicht werden, die ein Gebiet von 3‘287‘263 Quadratkilometern bevölkern, achtzigmal grösser als die Schweiz? Gemäss der Einschätzung des Diplomaten ruht die einzige Hoffnung für die Sichtbarkeit und die Präsenz der Schweiz in Indien im Film. Dieser erlaubt es, ohne grossen Aufwand ein zahlreiches Publikum anzusprechen. Allerdings verfügt die Schweizer Botschaft in New Delhi zu diesem Zeitpunkt nur über einige wenige Farbfilme in schlechter Qualität und über zwei Schwarzweiss-Filme, die nach dem Zweiten Weltkrieg produziert wurden. Das von der Botschaft über den Film vermittelte Bild der Schweiz beschränkt sich deswegen auf touristische und folkloristische Aspekte, die einem modernen Industrielandes in keiner Weise gerecht werden.

Die Situation in Indien ist charakteristisch für die filmische Präsenz der Schweiz im Ausland während des ganzen 20. Jahrhunderts. Wegen ungenügender finanzieller Mittel und Koordinationsproblemen zwischen den verschiedenen Akteuren entwickelt sich dieser Teil der Informationspolitik nur sehr langsam.

In den 1940er und 1950er Jahren beruht das im Ausland über den Dokumentarfilm verbreitete Bild der Schweiz fast ausschliesslich auf den Produktionen der Schweizer Verkehrszentrale und der Zentrale für Handelsförderung. Das verfügbare Material ist so einseitig ausgerichtet, dass sogar kulturelle Veranstaltungen mit Filmen der Tourismuswerbung untermalt werden. 1950 beispielsweise zeigt der Schweizer Konsul in Saint-Louis, USA, einen Film über die Schweizer Alpenflora als Begleitprogramm zu einer Buchausstellung. Im gleichen Zeitraum verwendet der Schweizer Gesandte in China Filme über den Skisport in den Alpen, um seine Vorträge in chinesischen Schulen attraktiver zu gestalten.

Erst Mitte der 1950er Jahren findet auch die Kultur Eingang in die im Ausland verbreiteten Schweizer Dokumentarfilme. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die Politik von Pro Helvetia zurückzuführen, die mehrere Informationsfilme über das kulturelle Leben in der Schweiz in Auftrag gibt. Zu den behandelten Themen gehören die Barockkunst, der Maler Ferdinand Hodler und die Schweizer Architektur. 1963 wird die Filmförderung dem Bund übertragen, was die Tätigkeiten der Kulturstiftung in diesem Bereich einschränkt. Trotzdem produziert sie weiterhin Filme über das Schweizer Kulturleben, unter anderem Künstlerporträts in Zusammenarbeit mit der SRG. Gleichzeitig spielt sie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Schweizer Dokumentarfilmen im Ausland, die sie den Botschaften für deren Informationstätigkeit zur Verfügung stellt.

Seit 2007 beliefert die Stiftung Swiss Films, die den Filmdienst von Pro Helvetia beerbt hat, Schweizer Botschaften und ausländische Filmfestivals mit Filmen jeglichen Typs aus der Schweiz. In der offiziellen Schwizer Informationstätigkeit Dokumentarfilm spielt der Dokumentarfilm auch im 21. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Die dem EDA angegliederte Stelle Präsenz Schweiz beispielsweise benützt ihn als Informationsmittel über Schweizer Besonderheiten wie die direkte Demokratie oder die Mehrsprachigkeit. (tk)

Archivbestände
BAR E2003(A) 1980/85, Bd. 385
BAR E2003(A) 1990/3, Bd. 486

Weblinks
www.image-schweiz.ch

medias

Der erste Dokumentarfilm von Pro Helvetia

1951 bestellt Pro Helvetia für das ausländische Publikum seinen ersten Dokumentarfilm über das kulturelle Leben der Schweiz. Es handelt sich um einen Film über die Schweizer Architektur, der von der Condorfilm AG produziert wird. Insbesondere während der 1953 in den USA organisierten Architekturausstellung leistet er wertvolle Dienste.

Der Film enthält Passagen über die ländliche Schweiz...

Standbild aus dem Film, Bundesarchiv E 9510.6 1991/51, Bd. 369

Der Architekturfilm, 1953

... und über die moderne Schweiz.

Standbild des Films, Bundesarchiv E 9510.6 1991/51, Bd. 269

Der Architekturfilm, 1953

Der Dokumentarfilm der Condorfilm AG schenkt den Schulhäusern und Bildungsstätten eine besondere Aufmerksamkeit.

Standbild des Films, Bundesarchiv E 9510.6 1991/51, Bd. 269

Der Gotthard auf der Leinwand

Der Gotthard ist ein Symbol der Schweizer Identität. Zahlreiche im Ausland verbreitete Dokumentarfilme behandeln die Geschichte und die Bedeutung des Alpenpasses. In den 1950er Jahren finanziert Pro Helvetia einen Dokumentarfilm über den Gotthard. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verfolgt Präsenz Schweiz ähnliche Prioritäten in ihrer Informationspolitik.

www.image-schweiz.ch

 

Dokumentarfilme über die direkte Demokratie

Die direkte Demokratie ist fester Bestandteil des von der Schweiz im Ausland verbreiteten Bildes. Bereits 1947 produziert die Praesens Film AG einen Dokumentarfilm über die Schweizer Demokratie. 2005, fast sechzig Jahre später, verwendet Präsenz Schweiz einen DVD über das gleiche Thema für ihre Informationsarbeit im Ausland.

www.image-schweiz.ch

 

Abstimmung in Riehen

In diesem von Präsenz Schweiz verbreiteten Kurzfilm veranschaulichen die Diskussionen über den Kauf eines Kunstwerks durch die Gemeinde Riehen die Funktionsweise der Schweizer Demokratie.

© Präsenz Schweiz
www.image-schweiz.ch

Film über die Barockkunst in der Schweiz

1957 bestellt Pro Helvetia einen Film über die Barockkunst in der Schweiz. Er richtet sich ausschliesslich an das ausländische Publikum und beschreibt unter anderem die Fresken der Kirche von Arlesheim.

Bundesarchiv E 9510.6 1991/51, Bd. 385

neu

Der „zweite Weg“ für die Dritte Welt

1970 bis 2000

Ethnographische Museen nehmen ihrem Wesen gemäss an den Kulturbeziehungen eines Landes teil.

Die Auslandschweizer im Dienst der kulturellen Ausstrahlung

1916 bis 1976

Lange ist die Schweiz ein Auswanderungsland, das seine Bewohner in Zeiten wirtschaftlicher Schwier

Die Schweizerische UNESCO-Kommission: ein Instrument der Kulturbeziehungen

1949 bis 2016

Mit ihrem Beitritt zur UNESCO fügt sich die Schweiz nicht nur in eine Spezialorganisation der UNO

Rousseau Swiss Made

1945 bis 1968

Mit Vorliebe nutzt ihn die Schweizer Kulturdiplomatie, um das Bild der alpinen Idylle, der Schweiz

Ein Einblick in die Schweizer Kultur in Japan

1950 bis 1970

In Japan stehen Buchausstellungen hoch im Kurs, und die Schweizer Verlage nehmen in den 1950er und

Ein junger Historiker durchdenkt die kulturelle Ausstrahlung der Schweiz

1946

Pro Helvetia wird 1939 gegründet, um einen Beitrag an die kulturelle Selbstbehauptung zu leisten.

Architekten zeichnen die Pläne der ersten Kulturbeziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

1945

Nach dem Krieg ist die Frage der Kulturbeziehungen mit Deutschland ein offizielles Tabu.

Die Anfänge des Schweizer Pavillons an der Cité internationale universitaire

1925 bis 1933

Der Schweizer Pavillon an der Cité internationale universitaire von Paris befindet sich  an der Sc

Pro Helvetia, Männer... und Frauen!

1939 bis 2012

Pro Helvetia besteht vor allem aus einem Stiftungsrat mit 25 Mitgliedern und einem ständigen Sekre

Kultur und Bildung für den Frieden

1946

„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert